Kennst du die Momente, in denen alles, woran du glaubst, ins Wanken gerät? Die Gefühle von Verbundenheit und Dankbarkeit, die sich nicht greifen lassen, und du mit dir und der Welt haderst?
In diesem Artikel geht es um die Kraft des Zweifels und das Potential, das darin steckt.
Gerade liegt Ostern hinter uns. Der Geschichte nach hat Jesus am Kreuz ausgerufen: "Gott, mein Gott. Warum hast du mich verlassen?" Er, der Kranke heilen konnte, der übers Wasser ging und anderen Hoffnung gab. In der Stunde großen Leides zweifelt er an der Präsenz Gottes.
Ich muss keine Christin sein, um mich von dieser Geschichte beruhigen zu lassen, denn wir alle zweifeln ab und zu. Letztlich ist Jesus auferstanden, trotz des Zweifels. Auch wenn diese Geschichte bisher keine Bedeutung für dich hatte, so hat sie doch eine wichtige Nachricht: Wir alle zweifeln, und am Ende gewinnt doch das Leben – wenn wir es zulassen.
Wann hast du das letzte Mal gezweifelt und vor allem woran? An dir? An anderen? Am großen Ganzen?
In welchen Momenten zweifelst du an dir? Wenn du bemerkst, dass du an dir selbst zweifelst, dann schau genau hin. Woran zweifelst du? An deinem Können? An deinem Talent? Oder geht es tiefer, und du zweifelst gar daran, dass du liebenswert bist?
Wenn du Zweifel an deinen Fähigkeiten hast, sage dir selbst, dass du dein Bestes gibst und mit jedem Mal besser wirst. Feiere all deine Versuche und achte dich selbst dafür, immer besser werden zu wollen.
Und wenn du dich gerade nicht liebenswert findest – sei gut zu dir selbst und beginne damit, dir selbst Liebe zu schenken. Oh, ich weiß, dass das nicht immer leicht ist, aber einen Versuch ist es wert. Du kannst damit beginnen, dich im Spiegel zu betrachten und dir selbst zu sagen: „Ich fühle gerade nicht viel Wertschätzung für dich, und das fühlt sich nicht gut an. Ich gebe dich trotzdem nicht auf und werde alles versuchen, wieder Liebenswertes an dir zu finden.“ Spürst du, wie Selbstmitgefühl uns bewegen kann?
Wann zweifelst du an anderen Menschen?
„Meint sie, was sie sagt?“ „Liebt er mich wirklich?“ „Kann ich ihr vertrauen?“ Was, wenn die Antwort auf all diese Fragen „Ja!“ wäre? Und was wäre, wenn selbst ein „Nein“ nichts mit dir zu tun hätte, sondern nur Auskunft über die andere Person gibt? Wenn ich an der Verlässlichkeit, der ehrlichen Zuwendung und den Gefühlen der anderen zweifle, dann nur, weil ich mich in irgendeiner Form davon abhängig fühle und damit Unsicherheiten entstehen. Ich erlebe in meiner Arbeit immer wieder Menschen, die sich nach einer gescheiterten Beziehung mit der Frage quälen: „Hat er mich wirklich geliebt? Er hat das immer gesagt, aber hat er das auch so gemeint?“
Der Trick ist, dass es keinen Unterschied macht.
Es macht keinen Unterschied, was für ihn wirklich real war – was er gefühlt hat. Wichtig ist, was du wirklich gefühlt hast. Hast du Liebe gespürt? Dann sei dankbar, denn es ist das schönste Gefühl der Welt. Ist das Gefühl der Liebe weniger wert, wenn sich im Nachgang zeigt, dass der andere Mensch nicht dasselbe gefühlt hat? Das mag uns in dem Moment traurig machen, aber das trübt nicht die Erfahrung der Schmetterlinge in unserem Bauch. Die waren da. Die waren in dem Moment für dich real.
Zweifel an anderen ist vorgegriffene Enttäuschung. Wir nehmen uns die Möglichkeit, unbefangen unsere Erfahrungen zu machen. Frage dich, was sich in deinem Körper besser anfühlt. Vertrauen oder Zweifel, und dann entscheide, mit was du lieber sein möchtest. Gib anderen die Chance, dich zu überraschen.
Und der Zweifel am großen Ganzen? Am Schicksal, am Leben, an Gott?
Egal wie du es nennst. Wann zweifelst du daran? Ich weiß, dass wir eingebunden sind und dass das Leben es gut mit uns meint. Immer. Zu jeder Zeit, an jedem Ort, mit jeder einzelnen Erfahrung. Und trotzdem zweifeln wir in den Momenten, in denen sich die Erfahrung nicht gut anfühlt. Wenn wir Leid erfahren, wenn Wut oder Trauer zu groß werden. „Gott, mein Gott. Warum hast du mich verlassen?“.
Zweifel ist wichtig, denn er ermöglicht uns, wieder ins Vertrauen zu kommen und dieses Vertrauen ganz zu spüren. Zweifel ist der Kontrast, den es braucht, um wertschätzen zu können, wenn sich das Gefühl der Verbundenheit wieder zeigt. Wenn ich mich ganz dem Leben hingeben kann, kann ich vertrauen, dass alles passiert, um mir zu dienen. Dass alles dafür da ist, mich auszuweiten, mich zu erfahren und zu lernen.
Resümee
Zweifel sind eine natürliche Erfahrung, die uns dazu ermutigen, uns selbst und andere besser zu verstehen. Indem wir uns unseren Zweifeln stellen, können wir uns weiterentwickeln und wachsen. Sie ermöglichen es uns, die Momente der Gewissheit und Verbundenheit noch intensiver zu schätzen und fördern unser persönliches Wachstum.
Lasst uns also den Zweifel als einen Freund betrachten, der uns dabei hilft, unsere eigenen Grenzen zu überwinden und uns auf unserem Weg des persönlichen Wachstums zu begleiten.
Katrina Gora
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