Was denkst Du über Gefühle?
Wenn da jetzt Sätze kommen wie „sie sind meine besten Verbündeten“, oder „ich liebe meine Gefühle und lasse sie frei fließen“: Herzlichen Glückwunsch!
Wenn da eher so Sätze auftauchen wie „Gefühle machen mir Angst“, „ich zeige meine Gefühle nicht gerne“ oder „Gefühle sind hinderlich“, dann liegst Du absolut im Trend, denn die meisten von uns tragen diese oder ähnliche Glaubenssätze in sich.
In manchen Lebenslagen kann es durchaus Sinn ergeben, sich ein Stückchen von seinen Gefühlen zu distanzieren, um, zum Beispiel, besser funktionieren zu können. Wenn ich aber davon ausgehe, dass Du in einem westlichen Land groß geworden und nicht älter als 60 Jahre alt bist, dann ist es Zeit zu prüfen, ob die Geschichte von den hinderlichen Gefühlen für Dich überhaupt stimmt oder ob Du sie nur von anderen Generationen übernommen hast.
Jede Emotion (für mich sind Emotionen die in der Psychologie benannten Grundemotionen; Angst, Wut, Trauer, Freude, Ekel und Überraschung und das Wort Gefühle verwende ich für all die anderen Regungen, die sich aus den Grundemotionen zusammensetzen.) hat ihre eigene Funktion, ihre eigene Botschaft. Wir leben in dieser Welt schließlich in einem Körper und die Natur hat sich für jede Situation die passende Reaktion zurechtgelegt. Zumindest für jede Situation, die in der Natur in einem sehr ursprünglichen Zustand vorkommt – in Punkto Anpassung, hinkt sie wohl etwas hinterher.
Wut zum Beispiel, ist eine wunderbare Emotion, denn sie ist unser Antrieb. Wir denken bei Wut oft an Aggression, aber das meine ich nicht. Ich meine Wut als einen Zustand im Körper, der einfach nur eine erhöhte Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft beschreibt. Es ist ein bestimmter Mix aus Hormonen und Botenstoffen, die vom Körper bereitgestellt werden. Jede Veränderung beginnt mit einem „Wut-Cocktail“ des Körpers, der sich u.A. aus Kortisol und (Nor-)Adrenalin zusammensetzt. Ob Du mit der Energie aus diesem Cocktail kämpfst, oder wegläufst oder Dich im Restaurant auch nur auf einen anderen Platz setzt, weil der erste sich nicht gut anfühlte – für alles was Dich in Aktion treten lässt, brauchst Du diese Emotion. Wenn wir nun also ständig darauf bedacht sind sie zu ignorieren, vergeben wir die Chancen, Dinge zu verändern. Denn unser Körper gibt uns das eindeutige Signal, dass es etwas zu verändern gibt. Deswegen wird Wut überhaupt produziert.
Das unterdrückte Wut auf Dauer krank macht, ist ein wichtiges Thema, dem ich einen eigenen Blog-Eintrag widmen möchte. Wenn Du richtig tief in die Materie eintauchen willst, empfehle ich Dir auch das Buch „Wutkraft“ von Friederike von Aderkas. Sie beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Thema und war für mich mit ihren Workshops eine große Inspiration.
Auch in der Trauer liegt eine wertvolle Botschaft unseres Körpers, denn Traurigkeit lässt sich am leichtesten verwandeln, wenn wir Oxytocin zufügen. Oxytocin ist das sogenannte Kuschel-Hormon, denn es wird ausgeschüttet, wenn wir Nähe und Verbundenheit erleben. Ich habe mich mit meiner Trauer die längste Zeit vergraben, denn ich wollte niemandem zur Last fallen. Dass ich diesen Zustand damit künstlich verlängert habe, war mir nicht bewusst. Heute weiß ich, wie gut es tut, sich an eine Freundin zu wenden die einfach nur da ist, mir zuhört und mich in den Arm nimmt. Zu verstehen, dass es in der Situation keine Lösung braucht, sondern dass ich mich leichter fühle, allein schon, wenn Nähe und Verbundenheit da sind, war für mich bahnbrechend.
Angst und Ekel haben die wichtige Rolle uns am Leben zu halten. Das war einfacher, als wir genau wussten welches Tier gefährlich ist und welche Pflanze giftig – heute ist es viel komplexer, aber wenn wir es runter brechen, ist das die Funktion. Wie Du mit Angst arbeiten und sie loslassen kannst, ist ein eigenes Thema. Gerade nach der Pandemie beschäftigt es leider immer noch viele Menschen. Um der Komplexität gerecht zu werden, sollte immer im Einzelfall geschaut werden, wo die Ursachen liegen und wie ein guter Umgang damit gelebt werden kann.
Und zu guter Letzt ist da noch die Freude.
Sie ist meine Lieblingsemotion, denn wo die anderen uns eher von einer Situation wegführen wollen, zeigt sie uns wo es lang geht und wo sich der Weg für uns am leckersten anfühlt. Wenn wir Freude fühlen ist unser Körper in der Lage Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Wir regenerieren, tanken neue Kraft und sind entspannt, kreativ und offen. Freude ist eindeutig und sie ist auch etwas, für das wir uns entscheiden können. In unserer Zeit haben wir so gut gelernt unsere Emotionen zu lenken und sie zu unterdrücken, dass auch die Freude kein leichtes Spiel hat. Ich erlebe bei meinen Klienten immer wieder, dass sie Freude nicht lange aushalten können. Sobald sie sich zeigt, kommt der Kopf und produziert vermeintliche Argumente, warum die Freude aufhören sollte. Meist steckt die Angst vor Enttäuschung dahinter, aber mal ehrlich: wenn es darum geht ein freudiges Leben zu führen, zählt jeder Augenblick und wenn ich mit misstrauischen Gedanken meine Freude schon im Keim ersticke – wie soll mein Leben dann freudvoll sein?
Falls Du in dieses Thema tiefer einsteigen möchtest und die Freude mehr in Dein Leben lassen willst, melde Dich bei mir – denn mit Freude kenn ich mich aus!
Wie Du siehst, haben unsere Emotionen wichtige Funktionen und sind nicht dazu da uns zu ärgern. Sie sind die Sprache Deines Körpers. Sie geben uns Informationen zu unseren aktuellen Bedürfnissen und nur wenn wir uns gut um unsere Bedürfnisse kümmern, können wir ein glückliches und erfülltes Leben führen.
Wenn Dir dieser Post gefallen hat und Du tiefer einsteigen willst, findest Du in meinem Buch „die neue Grammatik der Gefühle“ mehr Infos zu den einzelnen Emotionen, wie sie sich anfühlen, wofür sie gut sind und außerdem Übungen um wieder mehr mit deiner Gefühlswelt und damit mit Dir selbst in Kontakt zu treten.
Katrina Gora
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